Rüttelboden
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Mit Hilfe des Rüttelbodenverfahrens können große Flächen schnell und langlebig mit Fliesen verlegt werden. Im Vergleich zur konventionellen Mörtel- bzw. Dünnbettverlegung ist das Verlegen eines Rüttelbodens nicht nur weniger aufwendig, sondern spart auch Zeit und erzielt ebenmäßigere Oberflächen.
Anwendungsbereiche der Rüttelbodentechnik
Keramische Rüttelbelege sind für hochbeanspruchte Böden, vorrangig im gewerblichen und industriellen Bereich geeignet. Dazu gehören unter anderem:
- Verkauf- und Lagerbereiche von Einkaufcentern und Lebensmittelmärkten
- Werkstätten und Maschinenfabriken
- Fertigungshallen
Vorteile des Rüttelbodenverfahrens gegenüber anderen Verlegeverfahren
- kurze Fertigungszeit
- Tagesleistung 6-Mann-Kolonne zw. 120 u. 250 m² (je nach Raumaufteilung)
- geringer Fugenanteil
- homogener Belag
- ebene / plane Flächen
- hohe Belastbarkeit (in Abhängigkeit des Konstruktionsaufbaus)
- Einsparungspotenziale durch Langlebigkeit der Böden
- ästhetisches Aussehen und harmonisches Gesamtbild
Planung von Rüttelböden
Für bestmögliche Ergebnisse bedarf es einer planerischen Abstimmung im Hinblick auf die zu erwartende Nutzung und Belastung der Bodenbeläge. Hierbei sollte die Realisierung einer Verbundverlegung im Vordergrund stehen, um die auftretenden Lasten auf der kompletten Konstruktion abzutragen. Anderenfalls kommt es bei Konstruktionen auf Trennschichten, Abdichtungen und Dämmungen zu einer Biegezug-Belastung. Die auftretenden Lasten können nur durch einen stärkeren Aufbau des Verlegemörtels aufgenommen werden.
Eine baulich erforderliche Dämmung sollte unterhalb der Bodenplatte eingebaut werden. In Abhängigkeit der auszuführenden Unterkonstruktionen sollten folgende Richtlinien für Mindestdicken und Festigkeitsklassen der Bettungsschichten nach AKQR (Richtlinien 08/2010) beachtet werden:
- Verlegung im Verbund:
mind. 40 mm Mörtelbett (Druckfestigkeitsklasse C 16) - Verlegung auf Trennlage / Abdichtung (0,2 mm):
mind. 60 mm Mörtelbett (Druck- / Biegefestigkeitsklasse C16/F3) - Verlegung auf Trittschall oder Dämmung:
mind. 80-100 mm Mörtelbett in Abhängigkeit der Dämmdicke, Berechnung muss durch den Planer erfolgen
Bauablauf beim Verlegen eines Rüttelbodens
Die Bauabläufe sind so zu planen, dass der Boden nach Fertigstellung 5-7 nicht begangen und erst nach 14 Tagen mit Leitern sowie Gerüsten belastet werden kann. Volle mechanische Belastung (z.B. selbstfahrende Arbeitsbühnen) ist erst nach Ablauf von 28 Tagen möglich. Durch beimischen von geeigneten Zusatzmitteln, kann die Erreichbarkeit der vollen mechanischen Belastung ggf. verkürzt werden.
Vor Beginn der Verlegearbeiten muss der Bau geschlossen und alle Fenster sowie Türen eingebaut sein. So kann die Bildung von Zugluft verhindert werden, die zu schnellen Abbinden des Bettungsmörtels und Spannungen im Belag führt sowie Zerstörung des Belags durch das Eindringen von Wasser und Schlagregen.
Die Innentemperaturen in den Gebäuden sollen nicht unter 5 °C, jedoch bei Zusatzheizungen nicht über 15 °C liegen.
Schienen und Einbauteile welche angearbeitet werden, sind vor Beginn zu setzen und auf Höhe zu bringen. Nachträgliches anarbeiten ist aufwendig und für die Homogenität des Bodens störend.
Die Beurteilung der Untergründe zum Verlegen des Rüttelbodens im Verbund erfolgt nach DIN 18560 T3 Abs.4 (Estriche im Bauwesen, Verbundestriche).
Voraussetzungen bzgl. Untergrund
- Keine Mischuntergründe
- Durchbrüche müssen Fachgerecht geschlossen sein
- Keine Verschmutzungen auf der Bodenplatte
- Keine überhöhten Maßtoleranzen
Bei erhöhten Anforderungen an die Ebenheit des fertigen Bodens (DIN 18202 T3 Z7) ist auch ein einhalten der Toleranzen in der Bodenplatte notwendig, um eine gleichmäßige Stärke der Verlegemörtels zu gewährleisten.
Sollte es, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu vermeiden sein auf einen Trennlage bzw. Dämmung unterhalb des Rüttelbodens zu verzichten, ist dieses mit äußerster Sorgfalt zu planen. Bei dieser Ausführung ist eine statische Berechnung der Bettungsschicht erforderlich. Eine Bewehrung aus Kunststoff- oder Stahlfasern kann in die Bettungsschicht eingebaut werden jedoch übernimmt diese keine statische Funktion. Der Einsatz von „Bewehrungen“ im Verlegemörtel zur Abminderung der geforderten Mindestfestigkeit und -dicke ist nicht zulässig.
Betonstahlmatten bzw. Baustahlgitter sind zum Einbau ungeeignet, da diese durch den trockenen Bettungsmörtel nicht umschlossen werden können und somit keinen Verbund im System erhalten.
In Abhängigkeit der gewählten Konstruktion und vorhandenen Gebäudetrennfugen ist ein Fugenplan ist durch den Planer zu erstellen.
Fugen
Alle aufgehenden Bauteile werden mit Randstreifen d=0,8-1 cm abgestellt. Bewegungsfugen sind an gleicher Stelle und in gleicher Breite zu übernehmen. Bewegungsfugen bzw. Arbeitsfugen in Verkehrsbereichen sind durch den Einbau von Dickbettprofilen auszubilden. Verfüllen von Bewegungsfugen im Verkehrsbereich mit elastischen Fugendichtstoffen ist nicht ratsam, da diese beim Befahren wenig standhaft sind und ein Bruch der Keramik im Randbereich erfolgt.
Bei Gebäudetrennfugen sind spezielle Profile einzubauen, welche auf ihre Belastungsart und Breite der zu übernehmenden Fugen abgestimmt werden müssen. Hierfür gibt es einige Anbieter, die sich auf Schwerlastprofile spezialisiert haben und auch vor Ort umfangreiche Beratungen durchführen, um das für den jeweiligen Zweck richtige Profil einzusetzen. Beim Einbau solcher Profile sind die Einbauvorschriften des Herstellers zu beachten.
So müssen diese Profile in einem plastischen Epoxidharzmörtel auf Höhe gesetzt und nach Abbinden in den vorgeschriebenen Abständen mit speziellen Dübeln in der Bodenplatte verschraubt und anschließend nochmals mit Epoxi vergossen werden. Diese Profile sind sehr preisintensiv im Einkauf und Einbau. Hierbei sollte jedoch nicht eingespart werden, da Billigprodukte meist teure und aufwendige Schäden nach sich ziehen.
Wie wird ein Rüttelboden verlegt?
Nach ausreichend Vornässen der tragfähigen Bodenplatte wird eine Haftbrücke aufgebracht und eingearbeitet. Anschließend wird in die frische Haftbrücke der Bettungsmörtel eingebracht.
Zur Herstellung des Bettungsmörtels gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. Baustellenmörtel, welcher vor Ort mit Zugabe von Zement, Sand, Wasser und Zusatzmittel gemischt und eingebracht wird. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass nicht immer eine gleichmäßige Mischung entsteht. Beim Lieferbeton kann zu 99,9 % davon ausgegangen werden, dass die Mischung nach spezieller Rezeptur erstellt und mit gleichbleibender Qualität angeliefert wird.
Ein erfahrenes Team von sechs Arbeitskräften entleert einen Fahrmischer in 8 bis 12 Minuten pro Kubikmeter. Hierbei entleeren vier Arbeitskräfte mit Karre, während zwei weitere die höhenmäßige Ausrichtung vornehmen und mit der Erstellung der Verlegefläche zur Aufnahme der Rüttelfliesen beginnen.
Der Bettungsmörtel wird beim Einbringen mechanisch vorverdichtet, um Absenkungen beim Rütteln zu vermeiden. Hierbei ist zu beachten, dass die Ebenflächigkeit des Bettungsmörtels das Erscheinungsbild des späteren Belages beeinflusst. So kommt es durch schlechte Verdichtung oder übernässten Bettungsmörtel beim späteren Abrütteln zu Absenkungen in der Belagfläche.
Nach dem Einbringen des Bettungsmörtels wird eine Haftschlämme hergestellt und auf der Fläche mittels Zahnkelle aufgebracht. Die Verlegung der Fliesen kann auf Kreuzfugen oder Halbverband erfolgen. Bei der Kreuzfugenverlegung sollten, um das Verschieben der Platten zu verhindern, Kreuze eingelegt werden. Dabei entstehen Fugen von 2 bis 4 mm.
Nach Verlegung der Fliesen wird die Fläche abgekehrt und gewässert. Die Menge des Wassers, beeinflusst die spätere Fertigkeit der gesamten Konstruktion.
Die Verarbeitungszeit von Bettungsmörtel inklusive Vorlagern, Einbringen und Einrütteln sollte eine Zeitspanne von fünf Stunden nicht überschreiten. Wobei diese je nach Jahreszeit und Temperaturen schwanken kann. Grundlegend gilt jedoch: je eher abgerüttelt wird, umso besser ist dies für Festigkeit und Haltbarkeit des Bodens.
Der frisch abgerüttelte Boden sollte zeitnah verfugt werden. Der gesamte Boden wird vorgenässt und anschließend mit einer Mischung aus Zement und Quarzsand gefugt. Dann erfolgt die Reinigung mit Quarzsand. In diesem Zuge werden die überstehenden Randstreifen abgeschnitten.
Reinigung von Rüttelböden und Pflege
Bei der Reinigung der Böden sind die Vorschriften der Fliesenhersteller sowie die Hinweise bzgl. der verwendeten Reinigungsmittel unbedingt zu beachtet. Deshalb sollte die Reinigung durch Fachkräfte erfolgen, welche über die notwendigen Kenntnisse sowie über die geeignete Reinigungsmaschinen und -geräte verfügen.
Das Reinigen der Bodenflächen sowie das Entfernen des Zementschleiers sollte nicht vor Ablauf von 10 bis 14 Tagen nach Verlegung erfolgen. Bei Klinkerböden empfiehlt sich nach Abtrocknung eine zusätzliche Imprägnierung, welche abweisend auf Öle und Fette wirkt.
Je sorgfältiger die Grundreinigung durchgeführt wird, desto geringer ist der spätere Pflegeaufwand. Zur Unterhaltsreinigung sollten Reiniger verwendet werden, die rückstandslos abgebaut werden. Es sollten auch keine wachshaltigen Pflegemittel verwendet werden, da sie die Trittsicherheit verringern.
Alle Informationen zu den Vorleistungen anderer Gewerke, der Umsetzung der Rüttelbodentechnik und der Nachbehandlung der Rüttelböden können Sie auch als PDF-Datei bei uns anfordern: